Donnerstag

Erkundungen in Kathmandu

Mehr Verkehr hat keine Stadt, zumindest aber ist er nirgendwo chaotischer. Die historische Altstadt von Kathmandu gleicht zweimal am Tag einem Moped-Parkplatz, über den sich Lkw und Pkws schieben, denen aus respekt vor ihrer größe Platz gemacht wird. Ein SUV kostet hier drei- bis viermal so viel wie im Westen, aber dank grassierender Korruption bei jedem Bauprojekt gibt es genügend Leute, die sich die neuesten Modelle leisten können.


Umso größer ist der Kontrast zum allgegenwärtigen Schmutz auf den Straßen. Selbst in der Nähe und in den Heiligtümern Bhaktapur und Pashupatinath türmt sich der Mülle. Der Hindu aber nimmt es leicht, im nächsten Leben wird alles besser. Auch der Buddhist, für den die Stupa von Bodnath das Allerheiligste ist, sieht das gelassen. Ein paar Gebetsfahnen drumgebunden, und schon wird aus dem hoffnungslos vergammelten Einkaufsviertel Thamel und die vor Taubendreck starrenden Bazarstraßen ein exotischer Platz, über den Touristen staunend flanieren.

Zu Staunen gibt es auch einiges. Überall Tempel, allerlei ehemalige Königspaläste, geschnitztes Holz und Teehändler. Rote Ziegel und vergilbtes Holz nach vorn, hinten grün bemoostes Hinterhöfe – am Fluß hinter dem Heiligtum Pashupatinath, das nur Hindus betreten dürfen, qualmen die Leichen der frisch Verstorbenen.


Ganze Familienverbände, zumindest der männliche Teil von ihnen, begleiten die Toten auf ihrer letzten Reise, die sie inmitten eines Holzstapels am Flussufer antreten. Rauch liegt in der Luft, Affen toben über die Brücken, Hinterbliebene legen Trauerkleider an und die Frauen der Familie zetern vor Kummer aus einem verbarrikadierten Balkon im zweiten Stock.


Hier lohnt sich auch ein Einkaufsbummel, zumindest zum Staunen. Kathmandu ist die Hauptstadt der gefälschten Outdoor-Klamotten, Jack Wolfskin hat hier mehr Outlets als in ganz Europa. Davon abgesehen wird viel Tee angeboten, Gebetsfahnen und die unumgänglichen T-Shirts. Favorit dabei das Modell mit der "30", die keine 30 ist, sondern ein "Ohmmm" wie in "Omm mani Padme humm". Wer Ohmmm sagt, ruft augenblicklich 3,3 Millionen Götter zu sich. Man kann aber auch ein T-Shirt anziehen, wie es in der Auslage eines Ladens hängt. Oder man bestellt einfach ein Omlett.

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